AN DEN LESER
Mein Buch, Der Hungarische Kalender, in dem ich die Richtigkeit der traditionellen Chronologie bezweifele, ist in Ungarn seit 2002 zugänglich für die Leser. Nach meiner Hypothese liegt der Beginn des Julianischen Kalenders um 200 Jahre näher zu uns, also stecken irgendwo auf der Zeitachse 200 erfundene historische Jahre.
In der englisch-ungarischen Ausgabe von 2004 habe ich den Julianischen Kalenderbeginn auf den Tag genau bestimmt: 1. Januar 154 n.u.Z., das heißt 154 n.Chr!
Um den Beginndatum von 154-es zu belegen, veröffentlichte ich weitere Bücher, sie fanden jedoch keinen all zu großen Anklang in den wissenschaftlichen Kreisen.
Viele wissen nicht, dass bei der Aufstellung der historischen Chronologie, die größte Rolle die historischen Sonnen- und Mondfinsternisse gespielt hatten, denn ohne Mathematik und Astrologie wäre die Geschichte ein Durcheinander, die Gänse vom Capitolium würden ihre Stelle neben der Kapitulation von Sedan einnehmen.
Auch die akademischen Wissenschaften betrachten diese Methode als die einzig Richtige, und beruhigen die Gemüter durch die Feststellung, dass unsere Chronologie auf 2800 Jahre zurückgehend stichhaltig sei. (So wird es auch in unseren Schulen unterrichtet.)
Der wichtigste Beleg auf den sich heute diese akademische Selbstsicherheit stützt, ist eine Tontafel, die die Astronomie-Historiker oder Historiker-Astronomen auf das Jahr 763 v.u.Z. (fehlerhaft) setzen. Die spätbabylonischen Astronomen vermittelten der Nachwelt, den Entdeckern der Tafel, ihre Botschaft durch den „Seleukidischen Kode“, der aber fehlerhaft dechiffriert wurde.
In der vorliegenden Studie nehme ich die herkömmliche Chronologie unterstützende neue „Wunderwaffe”, die Tontafeln unter die Lupe, und werde sie mit Hilfe der von mir dekodierten „Seleukidischen Kode“ auch deuten.
DIE MESOPOTAMISCHEN TÄFELCHEN
Neben den Tälern der chinesischen Flüsse, Jangtse und Huangho, des indischen Indus und Ganges, sowie des ägyptischen Niels gehören die Täler des mesopotamischen Tigers und Euphrats zu den urältesten Brutstätten menschlicher Zivilisation. Es ist fünftausend Jahre her, dass sich die ersten Staaten formiert hatten. Die Ausgrabungen, die im 19. Jahrhundert an diesen Stellen stattfanden, brachten reichhaltige Ergebnisse. Die Archäologen fanden Zehntausende von Plättchen, beschriftet mit irgendwelchen uralten Zeichen, die wir heute Tontafeln nennen.
Im Hinblick auf unsere Untersuchung ist die Möglichkeit jeglicher Fälschung ausgeschlossen, denn zu der Zeit als sie in die Museen gelangten, war man noch nicht in der Lage, sie zu lesen oder genauer zu deuten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte man die Keilschrifttafeln lesen und man vermochte sie auch zu deuten.
Hinsichtlich unseres Gegenstands sind die Tontafeln mit astronomischen Inhalten wichtig, insbesondere die Aufzeichnungen, die zur Zeit der Seleukidischen und der Partus Arsakidischen Ära entstanden waren.
Ihre Bearbeitung ist mit dem Namen von J. Epping und J.N. Strassmaier verbunden.
Diese zwei Autoren bestimmten die Namen der Planeten und des Tierkreises, und bahnten somit den Weg zur Dekodierung der astronomischen Texte.
Leider sind die überlieferten Funde im schlechten Zustand. Es fehlt auch an den zur perfekten Dechiffrierung erforderlichen Schritten.
Mögen die Wissenschaftler noch so zuversichtlich sein, gibt es auch im Verständnis der Fachsprache erhebliche Mängel.
Dank der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Hermann Hunger, kann heute bereits jeder diese astronomischen Texte, samt ihrer englischen Übersetzungen studieren.
Die babylonische Chronologie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund vom gemeinsamen Einvernehmen akzeptiert, so entsprechen die Jahre 311/312 der Seleukidischen Ära dem Jahr 1 n.u.Z. (1 CE).
Soviel wird vielleicht reichen als Einleitung zu den Tontafeln, die nicht nur für die traditionelle Chronologie, aber auch für den Hungarischen Kalender als „Wunderwaffe“ gelten. Die Beurteilung dessen wird dem Leser überlassen.
GRÜNDLICHERE UNTERSUCHUNG DER TONTAFELN MIT ASTRONOMISCHEN INHALTEN
Dank der eingehenden Untersuchungen von Hermann Hunger ist 1996 in Wien die Tontafelsammlung mit dem Titel „ASTRONOMICAL DIARES AND RELATED TEXTS FROM BABYLONIA” für die Periode zwischen 164 v.Chr. und 61 v.Chr. zusammen mit ihrer Übersetzung erschienen.
Es ist eine Respekt und Hochachtung gebietende Arbeit, die auch das Lebenswerk von Abraham J. Sachs umfasst.
Die in einem separaten Band veröffentlichten Fotos und einige handschriftlich kopierten Transskriptionen tragen im großen Maße zur Authentizität der Ausgabe bei.
Als ich den Band von über 500 Seiten in die Hand nahm, begann ich emsig darin nach den Datierungen zu suchen, denn in den verschiedenen Artikeln und Publikationen geht es fast ausschließlich darum, dass diese und jene Tontafeln von bestimmten Ereignissen in einer bestimmten Periode im Jahr soundsoviel vor der Geburt Christi berichten.
Dabei habe ich astronomische Tagebücher vorgefunden, deren Inhalt einer zurückgerechneten astronomischen Konstellation gleichgesetzt wurde, und zwar selbstverständlich der vom Julianischen Kalender umgerechneten Seleukidischen Ära.
Die Umrechnungsformel ist wie bereits erwähnt:
1 n.u.Z. (1 CE)=311/312 SE
Um es gleich am Anfang anhand eines Beispiels zu veranschaulichen, spiegelt die Tafel BM 45615 die astronomische Konstellation von 164 v.Chr. (-163), die nach der oben angeführten Umrechnung den Monaten II und III des Jahres 148 SE entspricht. (Siehe, Werk Seite 6-9.)
Damit es der Leser richtig versteht: Die Tafel ist undatiert, nirgends ist darauf zu lesen, dass es sich um das Jahr 148 der Seleukidischen Ära handelt, und trotzdem will man uns einreden, es handele tatsächlich darum, weil der Tafelinhalt (auch) dem Jahr 164 v.Chr. entsprechen kann.
Das ist ein typischer Fall für die zirkuläre Beweisstellung, denn die eigentliche Aufgabe wäre festzustellen, durch welche Umrechnungsformel das astronomische Jahr 1 n.u.Z. der Seleukidischen Ära gleichgesetzt, das heißt, wie es damit synchron gestellt werden könnte. Die Wissenschaftler nehmen für sich das Vertrauen vorweg, und gehen von der (falschen) Prämisse aus, dass das Jahr 311/312 SE ohne weiteres dem astronomischen Jahr 1 n.u.Z. entspricht. Ihre Selbstsicherheit ist von solchem Ausmaß, dass sie erst gar nicht merken, einen logischen Schritt übersprungen zu haben.
In der Sparte zur Datierungsanleitung der Tabelle wird dies uns auch mitgeteilt, der Grund sei nämlich die Unsichtbarkeit von Mars und Venus, die durch die Mondposition gut ergänzt wird. Das ist aber bloß für das Jahr 164 v.Chr. ein Beweis, den ich unter keinen Umständen bezweifeln möchte. Doch mag dieser astronomische Himmel für ein anderes Jahr, sogar auch für andere Jahre zutreffen.
Unsere Situation ist auch nicht viel besser, wenn wir eine undatierte Tontafel mit einer in Babylonien unsichtbaren Sonnen- oder Mondfinsternis auf die astronomische Zeitachse zu zwängen versuchen würden, wie es der Fall bei der Tafel BM 41462 ist. (Seite 10-17)
In Babylonien sind die nicht oder schlecht sichtbaren Sonnenfinsternisse sehr häufig, und nicht sichtbare Mondfinsternisse kommen nahezu halbjährlich vor. Die sichtbare Mondfinsternis ist auch keine seltene Erscheinung in Babylon.
Ich möchte nicht bezweifeln, dass die Forschung und somit auch H. Hunger alles für die Suche der beschriebenen astronomischen Himmelskugel taten.
Im Falle der Tafel BM 41628 durchschweiften sie die Periode zwischen den Jahren –500 und 0, und so kamen sie auf das Jahr –163. Daraus schuf er das „ursprüngliche” Jahr 148 SE. (Seite 16-23.)
Auf Seite 24 seines Buchs stoßen wir endlich auf die erste datierte Tontafel.
Die Tontafel unter der Registrierungsnummer BM 33850 ist gut lesbar, auch wenn sie aus mehreren Stücken zusammengefügt ist und Risse aufweist.
Das Wichtigste für uns ist das Jahr und der Monat. Die Tafel gibt eine ganz genaue Beschreibung über die Monate V und VI des Jahrs 149 unter dem König Antiochos in der Seleukidischen Ära.
Nach dem gewohnten Schema beginnt die Tafel mit der Himmelsbeschreibung beim ersten Tag des neuen Monats, als die wachsende Mondsichel kurz nach Sonnenuntergang zum ersten Mal wieder sichtbar wurde.
Zur Information für den Leser führt H. Hunger im Anschluss an seine Übersetzung einen Anleitungskalender an, aus dem gleich die „exakte“ astronomische Identifizierung ersichtlich ist. Der (Anfang), der Tag „Null“ im Monat V des Jahres 149 SE im Julianischen Kalender ausgedrückt ist der 10/11. –162.
Interessanterweise erreicht die am Ende des Monats V auf der Tafel erwähnte Sonnenfinsternis seine Reizschwelle nicht, da es dem Astronomen der Zeit nicht gelungen ist, sie wahrzunehmen.
Nach schneller Kontrolle ist es festzustellen, dass er am 8. September von –162 auch nicht die Chance dafür hatte… (Anlage N-1)
Auf der Tontafel wird die Zeitdifferenz zwischen Sonnenuntergang und Mondaufgang in Graden erörtert, und die Himmelspositionen des wachsenden Monds im Verhältnis zu den verschiedenen Sternen werden auf Tage aufgeschlüsselt angegeben. Ein Protokoll dieser Art ist etwas eintönig, so pflegten es die babylonischen Astronomen durch interessantere Planetenkonstellationen oder andere Eigentümlichkeiten attraktiver zu machen (zum Beispiel der Mars geht auf, wenn der Mond untergeht usw.).
Mir leuchtet das Problem des Tafelübersetzers völlig ein, wenn er den Namen eines Planeten und unterschiedliche Grade sieht, und trotzdem nicht weiß, was der betreffende zeitgenössische Beobachter in Babylon wohl geschrieben hatte. Wäre ich mir des Datums ganz sicher, so würde ich das auf die gegebene Zeitperiode zurückgerechnete Programm nehmen, und getrost arbeiten …
So kam es in die Übersetzung, dass sich am siebten Tag des Monats der Mars in der Nähe des Monds, und am Tag darauf die Venus in der Nachbarschaft des Sterns Epsilon Leo befinden… dabei wird auf der Tafel die Venus nicht erwähnt.
Der Zweck meiner Untersuchungen war nicht, kleinliche Debatten zu generieren, denn mit etwas gutem Willen kann man vielerlei in die Tafeln hineinträumen, insbesondere wenn die gleichen Zeichen unterschiedliche Bedeutungen haben können.
In meiner Ansicht zeigt die Tafel 149 SE, eine 196 Jahre spätere astronomische Konstellation, die auch leicht kontrollierbar ist.
Der Tag „Null“ im Monat V des Jahres 149 SE ist der 3. August 34 n.u.Z.!
In diesem Fall ist die in der dritten Zeile auf der Tafelrückseite erwähnte Sonnenfinsternis entscheidend, deren Wahrnehmung in der Tat schwierig gewesen sein muss. Ihr Zeitpunkt war der 1. September 34 n.u.Z.! (Anlage N-2)
Man wusste aber von ihr, nur hatte der Mond einen all zu kleinen „Biss“ zwischen 13:48 und 15:03 örtlicher Zeit.
So sah das Firmament 196 Jahre später sehr ähnlich aus, mit dem Unterschied, dass es doch eine Sonnenfinsternis gab, die man nicht wahrnehmen konnte.
Aus der obigen Ausführung ist ersichtlich, dass es sich nur solche Tafel zu überprüfen lohnt, auf denen auch Sonnen- und Mondfinsternis angeführt sind.
Zum Glück gibt es auch einige von dieser Art.
Die Tafel BM 36763+3689 auf Seite 34 des Buchs ist ebenfalls datiert, das Jahr ist 150 SE und die Monate sind die Folgenden: I, II, IV, V, VI.
Wirklich brauchbare Informationen enthält eigentlich nur die Tafelrückseite, weil sie deutlich lesbar ist. Im oben skizzierten Stil wird die Mondlage erörtert, auf die Tage vom Ende Juli bis Mitte September aufgeschlüsselt. Am 13. des Monats V im Jahr 150 SE ist eine Mondfinsternis angegeben, die der Beobachter aus irgendwelchen Gründen nicht sehen konnte. (Zum Beispiel war der Himmel bedeckt.)
Das war in der Nacht zum 7. August 35 n.u.Z. und begann als der Mond in 25 Grad Höhe in der Nähe des Gamma Capricorni (Bock) stand.
Der 14. August –161 nach dem traditionellen Kalender kann nicht einmal als Idee in Frage kommen, denn die Finsternis fiel auf den Tag.
Den Text der genau datierten Tabelle im Bezug auf die Planetenkonstellationen dichtete der englische Übersetzer für das Firmament vom August-September –161 um.
Die Tafel kann der Periode zwischen dem 24. Juli und dem 20. September 35 n.u.Z. perfekt gleichgesetzt werden.
Die Jahresdifferenz beträgt freilich auch in diesem Fall 196 Jahre! Ziehen wir aufgrund der zwei datierten Tafeln eine Bilanz, so haben wir die unerfreuliche Nachricht für die Vertreter der akademischen Wissenschaften und ihre Gesinnungsgenossen, dass sie nämlich die Synchronisierung der Seleukidischen Ära um 196 Jahre verfehlt haben.
Sie haben vergeblich die schwer verständlichen Planetenkonstellationen durch Einzelheiten von vor 196 Jahren verschönert, sie werden von den Sonnen- und Mondfinsternissen schlicht weggefegt!
Da wir die richtige Umrechnungsformel, den Seleukidischen Kode” in der Hand haben, nach dem das Jahr 1 n.u.Z. mit den Jahren 115/116 der Seleukidischen Ära synchron steht, können wir schneller die „Entsprechungen” bei H. Hunger überprüfen.
Um es noch begreiflicher zu machen, kann dieser Kode auch in einer anderen Form angegeben werden:
311/312 SE = 197! n.u.Z. (197 CE)
Seit Erscheinung des Hungarischen Kalenders im Jahr 2002, ist bekannt, dass es eine Differenz von nahezu 200 Jahren besteht zwischen der Datierung nach unserer Zeit (n.u.Z.) und der Datierung verbunden mit der Geburt Christi (AD). So ist der „Seleukidische Kode“ also auch wie folgt zu beschreiben:
311/312 SE = 197! n.u.Z. = 1! AD
Auf Seite 58 des Buchs können wir eine aus mehreren Teilen zusammengefügte Tafel überprüfen, die datiert ist und auch auf Sonnenfinsternis hinweist.
Ihre Registrierungsnummer ist BM 36724+36792+36920
Ich fand es etwas eigenartig, dass den Monaten I, II sowie IV, des Jahres 155 der Seleukidischen Ära der gewohnte, die Orientierung erleichternde Kalender, nicht beigelegt wurde. Sie ist traditionsgemäß dem astronomischen Jahr –156 gleichgesetzt, doch ist das wegen der Bahn der Venus ausgeschlossen.
Sie kann ohne weiteres dem Jahr 40 n.u.Z. entsprechen, wenn das Jahr 155 SE am 1. April beginnt. (196 Jahre)
Die Mondlagen sind bis zum 29. April eindeutig verfolgbar, wenn die Sonnenfinsternis eine glückliche Lage einnehmen könnte. Sie tut es aber nicht, der babylonische Astronom bemerkt jedoch in Zeile 15 der Tafel, dass es vor 5 Monaten zu einem solchen Ereignis im Raum Babylons kam.
Das Datum dieser Sonnenfinsternis nach dem Julianischen Kalender ist der 4! Dezember 39 n.u.Z. (Anlage N-3)
Bei der Suche nach datierten Tafeln können wir auf Seite 142 auf eine zweifach datierte Tafel (BM 34050) in relativ gutem Zustand stoßen, die besonders wertvoll für uns ist. Die zweifache Datierung bedeutet, dass sie nicht nur nach der Seleukidischen Ära, sondern auch nach der sich von ihr um 64 Jahre abweichenden Arsakidischen Ära datiert ist. Das Protokoll bezieht sich auf das Jahr 107 der Arsakidischen Ära, das mit dem Jahr 171 der Seleukidischen Ära identisch ist. Selbst die Monate werden genannt: IX, X.
Die breitschweifende englische Übersetzung (Fehlübersetzung!) der Tafel liefert einen prächtigen Beleg ihrer Quelle, die zurückgerechneten astronomischen Firmamentkonstellationen in den Jahren –140 und –139. Auf ihrer Grundlage wurde die kalendarische Entsprechung aufgestellt.
Bedauerlicherweise beobachtete der babylonische Astronom den Dezember 56 und den Januar 57 n.u.Z. und hielt es mit dem Schilfgerte im weichen Ton fest, dadurch entstanden an drei sehr wichtigen Stellen Widersprüche.
In Zeile 12 der Tafelvorderplatte erwähnt er eine Mondfinsternis, und zusätzlich noch, dass die Mondfinsternis 5 Monate früher gewesen sein musste, die sie aber nicht gesehen hatten. Nach dem Julianischen Kalender war diese partielle Mondfinsternis in der Nacht vom 11. Dezember 56 n.u.Z. sichtbar.
In Zeile 23 der Tafel gibt es eine Bemerkung über den Beginn der Wintersonnenwende, die auf den 25. Tag des Monats IX fiel. Umgerechnet ist das der 21. Dezember 56 n.u.Z.
Zu unserem unendlichen Glück ist auf der Tafel auch der Teil erhalten geblieben, in dem nach Ablauf von 14 Tagen eine Sonnenfinsternis erwähnt wird, obwohl sie nicht gesichtet wurde. Mit Hilfe von der heutigen Rückrechnung wissen wir, dass die Sonne mit Sonnenfinsternis aufging, die jedoch nur einige Minuten gedauert haben kann. Umgerechnet war ihr Zeitpunkt der 25. Dezember 56 n.u.Z. (Anlage N-4)
Diese drei aufeinander folgenden Zeitpunkte können nicht in einem Zeitintervall von 1000 Jahren reproduziert werden, somit selbstverständlich auch nicht für die Jahreswende von –140 und –139. Mir leuchtet die Zurückhaltung des Buchautors völlig ein, dass er die Kalenderstellung dieser drei sehr wichtigen Ereignisse innerhalb der von ihm rekonstruierten Zeitspanne nicht erläutert.
Seine fehlerhaft identifizierte Sonnenfinsternis war deutlich im Raum der Pazifik zu sehen… (Anlage N-5)
Bevor wir zum Gnadenstoß kommen, nämlich zu den auch in zwei Exemplaren erhalten gebliebenen Tontafeln über das Jahr 177 der Seleukidischen Ära, möchten wir einige Gedanken aus dem Buch „Exakte Wissenschaften im Altertum“ von Otto Neugebauer zitieren. Die englische Originalausgabe erschien 1957, als man über die babylonische Astronomie bereits alles wusste.
Nach Otto Neugebauer „gibt es kaum noch ein Kapitel der Wissenschaftsgeschichte, in dem solch eine tiefe Kluft klaffte zwischen dem allgemeingültigen Bild von der Zeit und der Wirklichkeit, was bei eingehendem Studium des Quellenmaterials allmählich auch zum Vorschein kommt.” (Seite 109)
Aufgrund der Forschungen und Entdeckungen von Epping und Kugler konnte Neugebauer zu dem Schluss kommen, dass „in der babylonischen Astronomie die mathematische Theorie die wichtigste Rolle gespielt hatte, im Gegensatz zur äußerst bescheidenen Rolle der Wahrnehmungen, deren fabelhafte Exaktheit sich immer mehr als eine Legende erwiesen hat.” (Seite 109)
Bleiben wir doch kurz hier stehen. Wird etwa zum 20. Jahrhundert all das, was aus den hellenistischen Traditionen selbst im Mittelalter überliefert war, zunichte? Wären die Babylonier oder die Kaldeaner etwa nicht die Väter der Astronomie und der Astrologie gewesen?
Hätten sie etwa eine Astronomie von hohem Stellenwert durch unexakte Beobachtungen, auf Grundlage der puren Mathematik und mathematischer Theorien geschaffen? Das ist völlig unmöglich!
Es funktioniert andersrum, und das wissen wir doch sehr wohl seit Francis Bacon (1561-1626).
Das spekulative System der mittelalterlichen Scholastik taugt nichts; man muss von der Natur ausgehen, und nicht davon was über die Natur gesagt wird. Somit muss die Beobachtung als Wissensgrundlage dienen.
Neugebauer begriff die eigentliche Ursache der Ungenauigkeit der Beobachtungen nicht, und dachte, dass das legendäre Glitzern der mesopotamischen Himmelskugel eher ein literarischer Gemeinplatz als handfeste Wirklichkeit sei.
Neugebauer führt „die Ungenauigkeit der Messungen und Beobachtungen“ der babylonischen Astronomen auch auf die entstehenden Sandstürme in den nahen Wüsten zurück, durch die der Horizont häufig betrübt war. (Seite 110)
„Das ist umso bedeutender, da der Großteil der Ereignisse, die die babylonischen Astronomen interessierten, Erscheinungen in Horizontnähe waren.” (Seite 110)
Zumindest seiner Ansicht nach.
Wir wissen, dass die Babylonier über einen sehr exakten Mondkalender verfügten.
Hierzu mussten sie das erste Sichtbarwerden der Mondsichel nach dem Neumond am westlichen Horizont sehr scharf beobachten. Sie maßen auch ihre Höhe im Verhältnis zum Sonnenuntergang, und sie gaben sie in Graden an.
Das letzte Sichten der Mondsichel vor dem Neumond erfolgte über dem östlichen Horizont. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie im Besitz ihrer Erfahrungen und ihres mathematischen Wissens einen so großen Fehler begangen hätten. Gab es einen Sandsturm oder war der Himmel bedeckt, oder hinderte sie irgendetwas anderes, vermerkten sie es auf ihren Tafeln.
Ihr exakter Kalender ist der Beweis dafür, dass sie die Mondhöhe über dem Horizont vor und nach dem Vollmond äußerst genau beobachtet, gemessen und auf den Tontafeln dokumentiert hatten.
Aus diesen Beobachtungen war die Mondtheorie zustande gekommen, durch die sie die Entfernung zwischen Mond und Sonne bestimmt hatten. Diese Entfernung ist eine Variable vom Verhältnis der Geschwindigkeit der beiden Planeten.
Sehr vereinfacht ausgedrückt, bewegt sich der Mond 13, die Sonne 1 Grad täglich; so wächst die betreffende Entfernung, die sog. „Elongation“ um 12 Grad pro Tag.
Man konnte erst darauf kommen, wenn man es viele Jahre hindurch konsequent gemessen hatte. Ein „scholastischer Gelehrter“ in Babylon wäre darauf niemals von selbst gekommen. Noch eine Lösung wäre vorstellbar, dass sie es von UFO-s erfahren hatten.
Nach Neugebauer hat sich die Exaktheit der babylonischen Messungen als eine Legende erwiesen. Dies kann er nur damit erklären, dass die auf der Tontafel angeführte Genauigkeit der Beobachtung von sagen wir mal 7 Grad 20 Minuten durch die Rückrechnung der Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts nicht untermauert wird.
Was ist aber, wenn die Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts falsch zurückgerechnet haben?
Und was ist, wenn die rückwirkende Gleichsetzung mit einem irrtümlichen astronomischen Datum erfolgte? Wenn sie es um 196 Jahre verfehlten?
Gewöhnlich pflegt man die Richtigkeit der Rückrechnung durch die Folge von Sonnen- und Mondfinsternissen zu untermauern. Aus meinen bisher angeführten Beispielen ist ersichtlich, dass es an jenen Sonnen- und Mondfinsternissen hapert.
Um 196 Jahre näher zu uns sind sie aber ziemlich gut zu identifizieren. Nichts anderes ist geschehen, als dass die sehr selbstsicheren Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts die astronomischen Ereignisse und die babylonische Himmelskugel selbst für 196 Jahre früher identifiziert haben.
Nachdem sich das eingebürgert hatte und es die Wissenschaftler sowie die Akademien als Tatsache akzeptiert hatten, konnte man mit der endlosen Beschimpfung der genialen babylonischen Astronomen der Zeit beginnen. Um die verfehlte Gleichsetzung einigermaßen erklärbar zu machen, kam es zur Einsetzung auch des geheimnisvollen Delta-T.
Seit Langem wissen wir doch: wenn wir unsere Weste falsch zugeknöpft haben, dann sollten wir sie von neuem zuknöpfen und nicht den Schneider dafür verantwortlich machen.
Es ist nie zu spät, man soll nur eben mit Hilfe meines „Seleukidischen Kode” die eindeutig datierten astronomischen Ereignisse von neuem überprüfen und die entsprechenden Schlüsse ziehen. Die Anwendung des Kodes brachte „erstaunliche“ Ergebnisse, die revolutionäre Änderungen nicht nur in der „Geschichtswissenschaft”, aber auch in der Physik herbeiführen.
Schauen wir uns aber die den Gnadenstoß bringenden Tontafeln auf den Seiten 192-199 im Buch von H. Hunger an.
Ihre Registrierungsnummern sind: BM 34669 und BM 34918. das Protokoll bezieht sich auf das Jahr 113 in der Asakidischen Ära, das mit dem Jahr 177 der Seleukidischen Ära identisch ist.
Obwohl der Autor die Tontafeln mit den Ereignissen der Jahre –134 und –133 identifiziert, ist diese Identifizierung nicht überzeugend, denn er kommentiert nicht die Sonnenfinsternis am Ende des Monats XI. Zwar identifiziert er die für die Mitte des Monats XII vermerkte Mondfinsternis mit der Mondfinsternis vom 10. März –133, aber sie ist von den Texten und Angaben der Tafel nicht abzuleiten.
Ich vertraue voll und ganz den babylonischen Astronomen, und gehe davon aus, dass sie alles gründlich beobachtet und sorgfältig gemessen hatten, um ihren Kalender fortlaufend zu vervollkommnen und die Sonnen- und Mondfinsternisse möglichst exakt prognostizieren zu können. Wie schon erwähnt, war der erste Tag des Monats sehr wichtig, der mit dem Sonnenuntergang begann und die Stellung der ersten Mondsichel nach dem Neumond festhielt.
Nach dem Programm Starry Night Pro gab es am 17. Februar 63 n.u.Z. um 4:27 (UT/Weltzeit) eine Zusammenstellung und zugleich eine Sonnenfinsternis, so bestand am 18. Februar die Möglichkeit, die erste Mondsichel zu beobachten, und zu messen in welcher Höhe sie über dem Horizont im Augenblick des Sonnenuntergangs stand.
Die Rückrechnung ergab dabei 13 Grad, was daraus abzuleiten ist, dass die Sonne um 17:50Uhr und der Mond um mehr als eine Stunde später, um 19:03Uhr untergeht. Der babylonische Astronom schreibt etwas völlig anderes, er meint, der 21 Grad sei der richtige…
Diese Abweichung von 8 Grad besagt nur, dass der Mond 40 Minuten später unterging, irgendwann um 19:43Uhr. Die Rückrechner brauchen sich überhaupt nicht zu schämen, in einem Zeitraum von 2000 Jahren ist das gar kein so großes Problem.
Diese Diskrepanz von vierzig Minuten ist eine große Hilfestellung für uns in der Frage der Sichtbarkeit der Sonnenfinsternis in Babylon in der Morgendämmerung vom Februar, weil sie aufgrund der traditionellen Rückrechnung in dem besagten Raum gerade nicht gesichtet werden konnte. Geht der Mond später unter, dann geht er auch um 40 Minuten später auf, und somit ist das größte Hindernis der „Unsichtbarkeit” aus dem Weg geschafft. Die Sonne ging mit einer Sonnenfinsternis auf.
Der babylonische Astronom zeichnete im Tagesrhythmus fleißig die Mondstellung auf, und auch, in der Nähe von welchem stehenden Stern er ist, und so kam er auf den Tag 12, wo der Mond kurz vor Sonnenaufgang untergeht. Der vom babylonischen Astronomen aufgezeichnete Wert beträgt ganz genau 7 Grad 20 Minuten.
Das Ergebnis der Rückrechnung im 20. Jahrhundert beträgt weniger als 1 Grad, wobei der Monduntergang für 6:30Uhr, während der Sonnenaufgang für 6:33Uhr gerechnet wird. Dieser Umstand bedeutet für einen Astronomen von heute, dass sich bald eine Mond-Erde-Sonnenzusammenstellung einstellen kann, auch wenn sie in Babylonien nicht gesichtet wurde. Man kann es auch überprüfen, und von 11:32Uhr bis 14:26Uhr örtlicher Zeit wirft die Erde in der Tat ihren Schatten auf den Mond, was aber nur von der anderen Seite der Erde, beispielsweise von Amerika aus zu sehen war. Beim Sonnenuntergang um –18:00Uhr überschritt in Babylon der Erdschatten den gerade aufgehenden Mond.
Die Babylonier kannten freilich die Rückrechnung vom 20. Jahrhundert nicht, sie orientierten sich an der Himmelskugel. Deshalb vermerkten sie unmittelbar nach Angabe der Gradendaten, dass sie eine Mondfinsternis wahrgenommen hatten.
Es ist völlig glaubwürdig, dass es gegen Abend zu einer Mondfinsternis kommt nach einer Mondstellung von 7 Grad 20 Minuten in der Morgendämmerung. Hierzu braucht der Mond nichts anderes zu tun, als am Morgen um die bereits erwähnten 40 Minuten früher unterzugehen und natürlich um genau so viel früher gegen Sonnenuntergang aufzugehen. Auf diese Weise fallen nach 18:00Uhr der aufgehende Mond und der Erdschatten zusammen, kurz gesagt, kommt es zur Mondfinsternis.
Ja, und demnach muss alles mit dem Seleukidischen Kode unter Verwendung der haargenauen Daten der babylonischen Tontafeln von neuem berechnet werden.
NACHWORT
Jeder kann die Überprüfung der Tontafeln mit dem „Seleukidischen Kode” durchführen, das Ergebnis wird immer wieder dasselbe sein. Wenn es in der traditionellen Chronologie keine Mondfinsternis gibt, sie wird aber von der Tontafel ausdrücklich erwähnt, dann haben wir es mit der „Prediction” zu tun. Bei 50 Prozent der Fälle gibt es selbstverständlich Mondfinsternisse, da ist die „Observation” richtig, freilich mit den unerhörten Fehlmessungen der babylonischen Astronomen.
Damit es der Leser richtig versteht: Alle Ereignisse sind um 196 Jahre verschoben, es stimmt kein einziger Tag, keine einzige Mondfinsternis, es wurde nur eben in die genannte Weste, ich denke in die Zwangsjacke gequetscht.
Und das sind heute die moderne Wissenschaft, die Assyriologie und die sie untermauernde astronomische Chronologie! Und aus diesen Fehldaten errechnen die Physiker den Wert des Delta-T.
Nach der Erscheinung des Hungarischen Kalenders gab es eine kleinere Panik im Kreis der ungarischen Astronomen, doch mit seiner zurückhaltenden Kritik beruhigte Sándor Keszthelyi die aufgebrachten Gemüter.
Da die in meinem damaligen Buch untersuchten 24 Sonnenfinsternisse sich nicht immer in gleicher Zeitentfernung von den von mir als fehlerhaft bezeichneten historischen Sonnenfinsternissen befanden, konnte er meine Ergebnisse nicht als Beweise annehmen. (Es war kein akzeptables Argument, das zur Zeit der untersuchten Sonnenfinsternisse die Menschheit noch keine ausgeprägte Chronologie mit einem einheitlichen System hatte.)
In dieser kurzen Studie kann ich nicht für den im Jahr 2003 angeführten Mangel verantwortlich gemacht werden. In einem geschlossenen chronologischen System, in der Seleukidischen Ära, befinden sich meine astronomischen Ereignisse immer in einer 196-Jahre-Entfernung zu den fehlerhaft identifizierten, äußerst hapernden Entsprechungen.
Die Zeitverschiebung von etwa 200 Jahren in der Geschichte ist erneut bewiesen worden, nicht nur durch die Rückrechnung der Tag-Nacht-Gleichheiten im Frühjahr, sondern auch durch den „Seleukidischen Kode”.
Und was nun, könnte der Leser fragen. Man kann schließlich auch diese Studie, wie auch den Hungarischen Kalender, gänzlich verschweigen. Die Frage ist nur, ob es der Allgemeinwissenschaft nützt. Ich bin bemüht, alles für die zunehmende Verbreitung der Nachricht über den „Seleukidischen Kode” zu unternehmen, deshalb gibt es auch die englische und deutsche Übersetzung in der gleichen Ausgabe.
Mit einem Minimum an astronomischem Wissen, kann jeder meine Behauptungen überprüfen und einen eindeutigen Schluss ziehen.
Die Assyriologen und die Astronomiehistoriker können sehr schnell zu Befürwortern des Hungarischen Kalenders werden, und sie brauchen nicht lange zu warten, bis die 200 erfundenen Jahre aus den Geschichtsbüchern gestrichen werden.
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